Montag, Januar 29, 2007

Die tägliche Strafandrohung

Ich würde ja gerne mehr schreiben, aber es passiert ja nichts :-)

Vielleicht vermisse ich ja doch ein wenig eine Beziehung, die von ständiger Strafandrohung lebt.

Gestern hat ein großer Feuerwehreinsatz, meinem Sohn den Schlaf geraubt. Ein paar Häuser weiter hat sich wohl die Pizzeria etwas mehr Aufmerksamkeit aus der Nachbarschaft gewünscht. Mein Sohn war ganz aufgeregt zu sehen, wie Männer in schwerem Atemschutzgerät die Lage unter Kontrolle brachten, wie die Wasserleitung angezapft wurde, wie die Polizei die Strasse abgesperrt hatte, wie Papa sehr besorgt schaute, weil er gerade genau auf der anderen Straßenseite sein Auto geparkt hatte. Überall blinkende Lichter und viele Nachbarn. Eigentlich fehlte nur das Fässchen Bier und die Grillwürste. Bei der ganzen Aufregung war es dann schwer Kai zum Schlafen zu bringen. Ihn plagte die Sorge, dass unsere Wohnung ja auch brennen könne. Ich versprach ihm aufzupassen, aber das wollte ihn nicht richtig beruhigen. Ungläubig staunend fragte er: "Paßt Du etwa auch auf, wenn Du schläfst? Auch, wenn Du gaaanz fest schläfst?". Auf meiner Einkaufsliste steht jetzt ein Feuermelder.

Mir haben dann die Gedanken an das heutige Elterngespräch im Kindergarten mit seiner Mutter den Schlaf geraubt. Der Tag beim Kindergeburtstag im Tobiland, war anstrengend: Körperlich (heute habe ich Muskelkater) und mental (Alte Freunde, die nicht mehr so recht mit mir reden, weil sie jetzt ihre Freunde sind). Die Zeit ist schnell vergangen und Kai's Mutter wurde früh von einem neuen Neuen abgeholt. Manchmal denke ich an die alten Zeiten zurück - und genieße den jetzigen Zustand.

Heute bin ich mit dem Bus nach Hause gekommen. Ein junger, großer und dürrer Kerl, mit ersten Fusseln an der Oberlippe, der eine Station vorher mit seiner Freunding (oder kleinen Schwester) eingestiegen war, starrte mich gelegentlich grimmig an. Im vollen Bus vielen mir die beiden auf, das sie offenbar eine kleine Beziehungskrise durch machen, wenn auch immerhin in aller Stille so doch deutlich spürbar. Irgendann beschloss der junge, große und dürre Kerl, mit ersten Fusseln an der Oberlippe den Sitzplatz zu wechseln - in meiner Nähe. Er wendet sich im vorübergehen zu mir hin und meint: "Eh, hör' auf mich so anzustarren. Sonst mache ich Dich platt". Als ich nur etwas irritiert zurückschaue ohne etwas zu erwidern, ohne jeden Groll, setzt er sich und läßt sich von dem Mädchen beruhigen. Ich liebe den ÖPNV. Bisher habe ich nur gedacht, die Fahrer und die Hunde der Kontrolleure wären gefählich. Auf das Antragsformular gehört auf jedenfall noch ein Ankreuzfeld für einen vergünstigen Selbstverteidigungskursus. Ich muss gestehen, dass ich von dieser überraschenden Begegnung völlig fassungslos war. Als Autofahrer ist mir so etwas nie passiert. Ok, ab und zu mal jemand der einen schneidet, der einen versucht zu rammen. Spiegel ab, Antenne ab, neue Ausparkspuren an den Stossstangen und Türen, wenn man zurück kommt. Alles irgendwie normal. Aber Strafandrohung für das Hinschauen? Sowas hatte ich bisher nur aus der Bronx in den 70-ern gehört. Jungs - wie der - sollte Typen - wie mir - über die Strasse helfen. Es sind Tage, wie dieser, an denen ich das Leben besonders genieße. Ich brauche wirklich keinen Fernseher - und keine Beziehung.

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