Montag, Februar 26, 2007

Ein Lächeln im Schlaf

Ein kleiner Kuß auf seine Wangen, wenn er schläft, zaubert ein Lächeln in sein Gesicht.

"Papa, Du hast den unsichtbaren Wickinger übersehen, als Du mich mit dem Drachen angegriffen hast." "Wie hätte ich den wohl sehen können?". "Schau, hier steht er". "Ok, aber er ist doch unsichtbar". "Ja, Papa, weißt Du - unsichtbare sehen doch alle gleich aus".
Hmm, eine Aussage über eine leere Menge ist sicher immer wahr, jedenfalls nicht widerlegbar. Und wenn nun zwei verschiedene Elemente enthalten sind, ist die gemeinsame Eigenschaft "unsichtbar zu sein" eine, die das Aussehen beschreibt. Ja, das Aussehen ist gleich, mein Sohn.

Sonntag, Februar 18, 2007

T.N.G.O.G.

Schach spielend habe ich den gestrigen Abend mit einem Freund verbracht. Aus der Kneipe gegenüber dröhnt die Karnevalsmusik bis spät in die Nacht. Wir haben uns den Spass gemacht auch dort mal hineinzuschauen. Mein Freund meint, es sei wie Karneval im Altenheim. Dabei sind wir gar nicht die Jüngsten. Mist, jetzt komme ich mir wieder so alt vor. Seit über einem Jahr wohne ich hier und lerne erst jetzt die Nachbarschaft kennen. Gar nicht so schlimm, wie ich dachte.

Noch zwei Tage bis Aschermittwoch. Und mancher ist froh, dass dann alles vorbei ist. Mancher wünschte sich es wäre nie etwas passiert. Vielleicht auch Erdinc H. Würde mich nicht überraschen, wenn wir uns im Bus schon gegenüber gesessen hätten. Wir sind ja räumlich auch fast Nachbarn. Jungs, die sich "New Generation Gangster" nennen. Aber das ist kein Karneval. Für fünfzig Euro einen Menschen zum Krüppel oder in den Tod zu schlagen, ist wohl eine besondere Leistung der "New Generation". Ihr seid die Helden Eurer Zeit, genießt Euren Ruhm. Jetzt bin ich sicher in den AGB's der KVB sollte doch der nötige Selbstverteidigungskurs erwähnt werden. Die Riffle Ass. würde natürlich argumentieren, dass sich Waldemar mit einer Waffe hätte schützen können. Aber das schwierige an Gewalt ist, dass man sie mit Gewalt nicht besiegen kann. Mit viel Macht, kann man die Gewalttätigen vielleicht vernichten, aber Unrecht läßt sich so kaum aus der Welt schaffen - im Gegenteil, man vermehrt es. Und schafft damit neuen Anlass zur Gewalt. Aber damit ist man am wesentlichen Punkt: was ist eigentlich der Anlass zu Gewalt? Ohne die genaue Situation und Hintergründe zu kennen, vermute ich mal die Jungs waren zum Überleben nicht wirklich auf die fünfzig Euro angewiesen. Ich vermute mal weiterhin, für sie war es wichtiger stark zu sein und Macht zu haben. Die Macht andere zu zwingen, um das eigene Ego aufzuwerten. Hier könnten Psychiater oder gute Freunde Gewalt viel besser verhindern (als Staatsgewalt). Zu spät für Waldemar, aber seine Mutter hat Recht: "Durch Rache schafft man doch auch nichts aus der Welt“.

Samstag, Februar 17, 2007

Babel

Das schöne an Köln ist, dass man losgehen kann um in den Trubel zu stürzen und ankommt in einem Programmkino. Der Film "Babel" lief und ich konnte nicht widerstehen. Ein netter Film, gut erzählt, perfekte Bilder und Bildsprache. Die zwei Stunden hat man nicht gemerkt. Andererseits habe ich auch nicht das Gefühl eine besonders komplizierte, bemerkenswerte oder aufregende Geschichte verfolgt zu haben. Ich tue dem brillianten mexikanischen Regiseur Alejandro González Iñárritu vielleicht unrecht, wenn ich die Geschichte als banal bezeichne. Aber ich meine es positiv. Wenn man die Augen öffnet sieht man ähnliche Geschichten überall um sich herum, sie sind alltäglich. Die Stärke des Films besteht darin, genau hier noch Akzente zu finden. Das Paar, dass sich verloren hat - das sind bitter bekannte Tränen. Die Haushälterin, die zuviel verliert, weil sie die schutzbefohlenen Kinder einfach zur Hochzeit ihres Sohnes mitnimmt. Chieko, das japanische taub-stumme Mädchen, dass nicht ins Leben findet (Nein, hier kommt jetzt kein persönlicher Kommentar zu Asiatinnen). Zwei marrokanische Kinder, denen der Vater zum Schutz der Ziegenherde ein Gewehr anvertraut. Ich verstehe den Kritiker nicht, der meinte dies sei ein Drama der Globalisierung. Als ob erst neulich Menschen in der ganzen Welt lebten und über eine Geschichte verbunden sind. Was mir aber auffällt ist, dass es sich um einen der wenigen Filme aus Hollywood (naja, ist das schon Hollywood-Kino?) ist, in denen die arabische Welt nicht als Feind dargestellt wird (obwohl das Feindbild schon benutzt und gebraucht wird) . Die amerikanische Haltung wirkt aber eher peinlich eskalierend. - Wie gesagt banal, höchstens für Amerikaner überraschend.

Als ich um kurz vor Mitternacht das Kino verlasse, trete ich wieder in den Trubel des Karneval. Die Strasse ist gesperrt. Es ist das El Dorado für Flaschenpfandsammler und die Hölle für diejenigen, die heute Nacht noch die Scherben wegfegen müssen. Ich wundere mich über die vielen Sprachen, die hier im "Kwatier Lateng" inzwischen bei den Feiernden gesprochen werden. Auch das ist schön an Köln: Man muss kein Kölsch sprechen.

Dann geht es vorbei an der Herz-Jesu-Kirche und die Typen pinkeln echt gegen die Kirche. Ich bin fassungslos. Da sind sogar Frauen, die hocken und eine Pfütze hinterlassen. Also, wenn es gegen die Kirche als Institution geht, bin ich vielleicht ja noch dabei, vielleicht Scheiß ich auch darauf - aber dieses Gebäude. Wo Menschen mit Leidenschaft und einer Vision im Herzen Stein auf Stein gesetzt haben. Wo nach Kriegen und Zerstörung Menschen mit den Steinen der eigenen Häuser alles wieder neu erbaut haben. Wo angeblich ein Gott lebt. Ihr Katholiken, glaubt ihr wirklich, dass eine Nubbelverbrennung Euch davon wieder reinwaschen kann? Als jemand, der diese Religion hinter sich gelassen hat muss ich sagen: Ihr habt keine Werte oder Ihr lebt sie nicht. Im Gegensatz zu Filmen müßt Ihr aber offenbar nicht mit den Konsequenzen leben.

Freitag, Februar 16, 2007

Menschenmengen

Es gibt wohl keinen besseren Ort, um sich in die Einsamkeit zurück zu ziehen, als eine Menschenmenge. Das ist mir bei der Weltmeisterschaft aufgefallen. Das fällt mir jetzt im Karneval wieder besonders auf. Früher - zu Zeiten, als man nicht vor die Tür gehen konnte, ohne dass Nachbarn sich in Dein Leben drängeln - da konnte man nur in den Bergen oder auf hoher See alleine sein. Heute befriedigen sich die Nachbarn am Fernseher und man wird in Ruhe gelassen. Sehr schön. Man geht in die Menschenmenge - schreiend, tanzend, von Ethanol betäubt, vom Lärm betäubt. Schöne Menschen um Dich herum, und keine Chance auf Kontakt. Ist das die Hölle? Mein Freund, mit dem ich unterwegs bin, hat da mehr Erfolg, er zieht mit einem Zwinkern und einer Dame davon. Es muss wohl an mir liegen - ich will einsam sein. Ich atme in meinen Schmerz und denke: Stimmt.

Heute, als ich an meinem Auto verbei komme, stelle ich fest dass ich einen neuen Außenspiegel brauche. Ein Zettel am Scheibenwischer: Die Polizei hat einen Unfall aufgenommen, an dem mein Auto (und wohl insbesondere mein Außenspiegel) beteiligt war. Den Unfallbericht hätte ich gestern abholen können, nun muss ich auf die Post warten. Jetzt bin ich von Köln-Gremberg doch positiv überrascht, da hat jemand das Auto beschädigt und ist nicht einfach weitergefahren? Es gibt wohl noch ehrenwerte Menschen. Auf den Unfallbericht bin ich mal gespannt.

Samstag, Februar 10, 2007

Leere

An manchen Tagen ist man dankbar für jede Ablenkung, Zerstreung; etwas, was verhindert nachzudenken. Wenn man Nachdenken würde, könnte man vielleicht bemerken, wie viele wertvolle Menschen Dich umgeben. Jeder einzelne Wert geliebt zu werden - so wie er ist. Jeder einzelne Wert mehr zu bekommen als Du Dich zu geben im Stande fühlst. Ich stehe hier und fühle mich leer und überfüllt zugleich. Um mich herum ist es leer und übervoll zugleich. Leer - ohne Sinn, ohne Hoffnung, ohne Nutzen, ohne Wert; voll - mit Erwartungen, Ängsten, Träumen. Und wenn ich an diese Fülle denke wird mir klar, dass auch sie leer ist. So ist also alles leer - und das ist genau der Raum, der gestaltet werden kann. Ich bin der Gestalter dieser Leere. Das ist meine Wesen, das ist mein "ich": das Bewerten, Füllen, Leeren und Beziehen. So entstehe "ich", so entsteht meine Welt, das ist mein Bezug zum Sein und zum Rest. Wissend, dass auch dieses "ich" ein gegenstandsloser Begriff ist.

Donnerstag, Februar 08, 2007

Kinder

Mir geht im Moment eine Plakatwerbung ziemlich auf die Nervern. Eine Werbung für das Kinderkriegen, wahrscheinlich steuerfinanziert. Kinderschuhe liegen auf dem Bauch einer schwangeren Frau und der Text endet mit: "[...]und mit Papa lerne ich laufen". Was für ein Heilewelt-Scheiss. Verheimlicht wird der Zusatz "an jedem zweiten Wochenende, wenn Mamma das erlaubt". Warum werden Kinder eigentlich als das Eigentum der Mutter behandelt? Glaubt wirklich jemand eine Karierefrau ist eine gute Mutter. Vor der Trennung habe ich mich um Kai gekümmert, jetzt darf Papa zahlen, aber ändern kann er es wohl nicht.
Ich kann niemandem empfehlen Kinder in die Welt zu setzten. Jedenfalls wenn es ihm missfällt, dass der Sohn auf die Frage was er denn so gemacht habe stets antwortet: "Ich weiß nicht (mehr)" und auf die Frage warum weißt Du es nicht erklärt "Mama möchte nicht, dass ich Dir etwas erzähle". Das sind Augenblicke über die ich weine. Momente, in denen ich die Trennung nach 15 Jahren für viel zu verspätet halte, wo ich jede Zärtlichkeit mit dieser Frau verfluche. Bereue ein Kind ins Leben gerufen zu haben. Vater zu sein, aber nicht wirklich sein zu dürfen. Und es geschieht mir recht. "Karma" - das Ergebnis meines eigenen Handelns. Kein Grund zur Klage. Kein Wunder das Buddhisten and die Wiedergeburt glauben: Ein Leben reicht kaum, um dieses Elend zu bereuen.
Frauen sind anders, sie denken nur in der Dimension Gehaltscheck. Sie wissen, was ein Mann wert ist. Liebe ist das Wissen, dass Hormone das Denken der Männer bestimmen. Sie kauft sich ein Haus und genießt mir unter die Nase zu reiben "bezahl Du nur Deinen Unterhalt". Ich denke, "mein Kind, ich habe solches Mitleid mit Dir, warum habe ich nur so spät verstanden, wie erbärmlich Du bist". Meine Wut löst sich in ein Lächeln auf, ich bin immer noch so provozierbar. Ich bin so dumm. Aber ich habe auch nie etwas anderes behaupted. Es tut mir um meinen Sohn leid, den Du so manipulierst, wie Du es mit mir so oft getan hat. Dein Erfolg gibt Dir Recht. Und Du merkst gar nicht, wie Du eine Marionette Deiner Schwester bist. Du wirst wohl nie merken, dass Dein Leben durch Dich selbst gestaltet wurde.

Mittwoch, Februar 07, 2007

Nur ein Traum

Eine "Selbst"-Bewußtseins-Erfahrung. Ein Traum: Ich werde wach, höre ein seltsames Geräusch, ein Schnarchen, blicke mich im Zimmer um - nichts zu sehen. Denke: "Unglaublich, wie dünn die Wände sein mussen, damit das Schnarchen des Nachbarn so deutlich herüberdringt." Rechne im Kopf ein paar Konstruktionen mit Gips Wänden durch. Wundere mich, ist mir ansonsten nicht aufgefallen. Dann ein Gefühl, als hätte ich vergessen zu atmen und würde aus der Tiefe auftauchend nach Luft schnappen. Ich werde wach. Blicke mich um, alles ist genau wie zuvor im Traum, dann fällt mir auf: Es ist ruhig. Ich habe wohl im Traum mein eigenes Schnarchen gehört. Ich bin überrascht, kann nicht mehr schlafen, bin hellwach, es ist vier Uhr. Ich fühle mich, als wäre ich erwacht - ich bin. Dann wird mir klar: Im Traum war es genau so.

Dienstag, Februar 06, 2007

Die Musik und das Sein

Wie gut zu wissen: Die Ursache für Dukkha ist Tanha.
(Dukkha : Leiden, unbefriedigt sein, Frustration, Tanha: unauslöschlicher Durst.)
Ich vermute Buddisten sind alles ziemlich arrogante Besserwisser. So Typen, die ständig sagen wollen: "Siehste hab' ich Dir doch gesagt!" Klar haben die Recht: "Weil ich so geil bin, wird Liebe unmöglich.", "Weil ich so ehrgeizig bin, kann es keinen Erfolg geben." und "Weil ich so wissbegierig bin, werde ich nie verstehen". Aber es ist auch ziemlich einfach so eine Aussage zu verifizieren, weil es so perfekte Begriffe sind, um die es geht. Natürlich liegt doch wohl jeder Makel an der wahren Liebe, an der zerstörerischen Willkür der Geilheit. Und jeder Erfolg ist doch nur ein Zwischenschritt für den Ehrgeizigen. Auch das wahre Verständnis kann es nicht geben, wenn man sich weiterhin traut in Frage zu stellen. Ja, wir leiden an unserem Verlangen. Das Verlangen macht uns zu dem, was wir sind. Die Befreiung davon macht uns zu Buddha.

Das schöne an der Musik ist: man erschafft sie im Augenblick des Spielens. Das Zuhören ist ja ganz nett und auch ein wunderbarer Vorgang, aber ist wunderbar etwas erschaffen zu können, was nur einen Moment lang existiert. Etwas, dass sich nicht konservieren läßt - reproduzierbar ist vielleicht das Hörerlebnis. Und darin besteht Meisterschaft: einen perfekten Augenblick zu schaffen. Und darin besteht auch seine Lächerlichkeit: der Augenblick ist bereits vorbei. Und darin besteht die Lächerlichkeit desjenigen, der solche Momente würdigen kann: das ist unser Leben.

Montag, Februar 05, 2007

Frühlingsgefühle

"Wir sind Weltmeister!". Irgendwie ist das für mir heute bedeutungslos. Vielleicht liegt es daran, dass es gestern mit einem alten Freund so spät geworden ist. Es wohl doch zu viele Bier waren. Vielleicht liegt es daran, dass der Tag gar nicht in geordnete Bahnen will. Ja, die Stadt quillt über vom Siegestaumel, von gewaltiger Freude. Ganz Köln ist heute Partyzone. Aber in mir herrscht Ruhe und es liegt ein Hauch von Frühling in der Luft. Ich genieße den Anblick des Mondes über der Kölnarena. Sein Halo ist phantastisch. Der Orion schwebt über der Stadt und setzt sich gegen das nachtvertreibende Licht der Großstadt durch. Ein Jäger in der Stadt der Tauben. Ich genieße den Anblick eines wunderbaren Menschen. Wir umkreisen die Stupa (Kölnarena) in verkehrter Richtung. Wir genießen ein wunderbares Essen beim Mexikaner. Ich bin unsicher und weiß nicht, was wichtig ist. Ein Abschiedskuss brennt noch auf meinen Lippen. Es ist schön berührt zu werden. Es macht mir Angst.

Freitag, Februar 02, 2007

Abgeschleppt

Tja, gestern habe ich mein Auto endlich aus der Werkstatt wieder bekommen. Dann hatten wir unsere "Weihnachtsfeier". Heute morgen hat sich der Wagen geweigert zu starten. Mobilitätsgarantie, Pannendienst, abgeschleppt in meine Lieblingswerkstatt. Ich sollte die Kiste direkt dort stehen lassen und einen Dauerauftrag einrichten.