Mittwoch, März 28, 2007

Das Wesen der Liebe

Was ist das Wesen der Liebe? Sexualität? Wohl kaum. Körperkontakte, wie Händedruck oder ein Kuß oder Geschlechtsverkehr bedeuten nichts. Trotzdem sind sie ein Symbol. Sie können etwas über eine Beziehung aussagen. Ein Händedruck kann tiefe Freundschaft ausdrücken. Ein Kuss die Bereitschaft zur Liebe. Ein Geschlechtsakt kann Liebe bedeuten. Alles Aussagen über eine Beziehung, die unabhängig von diesen Gesten existiert, deren Eigenschaften unabhängig von solchen Gesten sind. Das Symbol kann leicht vorgetäuscht werden. Das wird es auch, denn diese Gesten verschaffen Befriedigung (und nicht die Beziehung selbst). Täuschung bringt Gewinn. Also bedeutet weder das Symbol noch das nicht-Symbol eine Aussage über die Beziehung.
Dein Gefühl existiert nur in Dir. Es gibt keine Freundschaft, Liebe und Verbundenheit außerhalb von Dir selbst (das an der Illusion leidet zu sein und Gefühle zu haben). Offenbar sollte man den Gesten misstrauen und kann sich nur selber vertrauen. Letztlich muss man aber dem Partner doch vertrauen. So ist das Vertrauen die Basis für jede Beziehung. Und wenn Du wählst, den Symbolen nicht mehr zu glauben, erfreue Dich besser am alleine sein.
Das wunderbare Gefühl des verliebt-seins, des sich aufgeben wollens, des Alles für den Anderen tun-wollens, des bedingungslosen hingebens - dieses Gefühl kann aber letztlich nur gelingen, wenn Du bei Dir selber bist und bleibst.
Bei Dir selber zu bleiben und auch mit dem Anderen, das ist die wahre Kunst der Liebe. Das ist das Wesen der Liebe. Selbstaufgabe macht unfähig zu lieben. Wenn nichts mehr liebenswert erscheint, bleibt nichts.

Dienstag, März 27, 2007

Madana und drei Wünsche

Er wacht mitten in der Nacht auf, ruft mich zu sich. "Papa, im Weltraum kann man doch nur schlecht atmen, oder?", fragt er verwirrt und etwas schlaftrunken. Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis wir die Höhenformel diskutieren.

Wir haben Ostereier gefärbt und dekoriert. Kai wundert sich, dass diese Eier offenbar nicht vom Osterhasen versteckt werden. Dann bittet er mich, ganz viele Ostereier zu verstecken, die er dann suchen kann. Ich schlage vor, wir sollten dem Osterhasen Eier bereit stellen. Wenn er etwas bekommt, gibt er vielleicht mehr. Kai bemüht sich darauf hin die Eier besonders witzig zu gestalten. Damit der Osterhase lachen muss und sich freut. Er gibt dann bestimmt noch mehr. Kai ist ein Menschenkenner.

Zur guten Nacht erzähle ich meinem Sohn Geschichten aus der indischen Mythologie. Wie Vishnu als Krishna seine Jugend verbringt und die Dämonen besiegt, die ihm Kamsa geschickt hat. Kai ist begeistert vom Sieg über Kaliya und wie Krishna den Berg Govardhana als Regenschirm eine Woche lang über sich und seine Freunde hält. "Der ist stark!", staunt Kai. Ich finde ja viel spannender, wie Krishna die Nutzlosigkeit der Opfer an Indra argumentiert: "Die Ernte wird doch durch die früheren Handlungen bestimmt. Was nutzt die Verehrung Indras, wenn er nicht jene Handlungen ungeschehen machen kann und Lenker der Handlungen ist? Wenn sein Wirken nur von dem Tun und Wirken der Menschen abhängt, ist auch er nur ein Diener".

Schön finde ich auch die Geschichte, in der Shiva dazu gebracht werden soll sich in Uma (wieder) zu verlieben. Der Liebespfeil von Madana soll ihn dazu bewegen. Ein gewagtes unterfangen, da diese Pfeile bei Göttern eigentlich nicht wirken könnnen. Madanas Gattin Rati (=Begehren) und der treue Freund Frühling begleiten ihn. Sie treffen Shiva meditierend an, eine gute Gelegenheit, aber er öffnet sein drittes alles durchschauendes Auge und der Liebesgott wird in einen Haufen Asche verwandelt. Rati ist untröstlich und will auch sterben, aber Indra tröstet sie, ihr Mann werde von Shiva wieder ins Leben gerufen, wenn Shiva endlich Uma doch noch heirate. Das geschieht auch, aber der Körper ist vernichtet worden. Seitdem wandelt die Liebe unsichtbar unter den Menschen und Göttern.

Kai trägt einen kleinen Schlüsselring als Daumenring und erklärt mir dazu "Das ist ein Wunschring. Wenn ich ihn drehe und mir etwas wünsche, geht der Wunsch in Erfüllung". "Ist ja toll.", sage ich etwas skeptisch. "Papa. Und das Beste ist, ich kann auch Deine Wünsche erfüllen. Ich zeige es Dir. Was wünschst Du Dir am meisten?". "Hmm, ich wünsche mir mehr Zeit mit Dir verbringen zu dürfen.", das war einfach. Kai murmelt meinen Wunsch, während er konzentriert den Ring dreht. "O.K., Dein Wunsch ist erfüllt. Was wünschst Du Dir noch?" . Ich zögere, was gibt es denn noch? "Eine nette Frau." "So wie Mama?" "Ja ganz genau, sie müßte nur nett sein." Kai murmelt wieder den Ring drehend. "Was noch?" "Ich wüßte nichts, mein Sohn." "Echt nicht?", fragt er erstaunt. "Vielleicht Geld?" "Nein, mein Sohn, mehr Geld könnte mich nicht glücklicher machen." "Wie wäre es mit Gesundheit?" fragt er leicht hustend, die Erkältung der letzten Tage ist fast überstanden. "Ja, Gesundheit ist gut. Gesund sein ist immer gut." Ich mache mir eine Gedankennotiz am Montag Sport zu machen. "Dein Wunsch ist erfüllt", meint Kai.

Donnerstag, März 22, 2007

Schneefall

Ich finde, Schneefall vermittelt ein ganz besonderes Gefühl von Raum und Zeit. Ein Bisschen ist es, als ob die Zeit steht, oder besser stehend verläuft. Ein weißer flaumiger Teppich bedeckt alle Dinge und Taucht die Welt in ein farbloses Weiss in vielen Grautönen. Der Schall erlischt und Ruhe kehrt ein. Die Welt ist verzaubert. Schnee im Frühling. Die Kirschen blühen. Die Narzissen stechen durch die Schneedecke. Die Waldveilchen werden zugedeckt. Ob sie sanft erdrückt wurden?
Wenn der Schnee am Nachmittag wieder geschmolzen ist, wird man sehen, die Welt ist wieder im alten Zustand. Die lärmende Hektik ist wieder zurück.

Tags fallen die Kirschblüten. Nachts kann man am wolkenfreien Himmel sogar in der Stadt schöne Konstellationen sehen. Menschen erzählen mir, die Sterne bestimmten ihr Leben. Die Sterne bestimmten das eigene Schicksal unvermeidlich. Ein Mensch, der Dich gehaßt hat, beginnt wieder neu und ist offen für Dich. Ein neuer Bekannter will Dich nicht mehr kennen. In der Mitte siehst Du Dich selber. Dort wo Du bist ist Deine Mitte. Dann wundere ich mich, schau in Deine Hände, schau um Dich herum. Dein Schicksal ist nah, die Sterne so fern. In einem Jahr stehen die Sterne fast gleich, während Dein Leben längst völlig verändert ist.

Dienstag, März 13, 2007

Gute Laune

Ein Arbeitskollege fragte mich, wieso ich in der letzten Zeit so ausgeglichen und entspannt wirke. Ich war verblüfft. Mir muss da etwas entgangen sein. Naja, wenn man alles, was einem wichtig ist aufgegeben hat und trotzdem alles was einen umgibt wichtig ist - wie kann man da unzufrieden sein? Es fehlt nichts, oder? Mist, jetzt wo ich darüber nachdenke, werde ich doch ein wenig unzufrieden.
Mir fällt eine Aussage ein, die kürzlich eine Schlagzeile wert war: "Frauen suchen keine guten Liebhaber, sie suchen Männer, die beruflich erfolgreich sind". Big deal. War mir längst klar. Frauen suchen keinen Sex und keine Liebe, sie wollen Geld und ein bequemes Leben. Jeden Monat überlege ich, ob ich auf die Unterhaltsüberweisung mal in den Verwendungszweck schreiben sollte: "Für geleistete Hurendienste". Dann fällt mir auf, es ist ungerecht. Unrecht gegenüber den Damen, die ihr Geld mit harter körperlicher Arbeit selbst verdienen.
Mein Kollege hat vielleicht in anderer Hinsicht recht. Die Arbeit ist nicht mehr so wichtig, ich weiß ja, für wen ich arbeite.

Freitag, März 09, 2007

RIP

Von Menschen Abschied zu nehmen fällt manchmal schwer. Warum? Weil es Weh tut. Weil man festhalten möchte, was entweicht. Weil man die Realität nicht wahr haben möchte. Dabei könnten dieses die wirklich lehrreichen Momente sein. Ein Freund ist heute gestorben. Es erinnert Dich selbst daran: Du stirbst auch bald. Niemand kann dem Vergehen entweichen. Niemand kann an den Dingen festhalten. Es gibt Konsequenzen, die unvermeidbar sind. Was Du getan hast zeigt Wirkung. Du leidest, weil Du diese Realität nicht wahr haben möchtest, weil Du festhalten möchtest, nicht loslassen kannst, lieber träumst und bereust. Unsterblich möchtest Du sein. Unveränderlich möchtest Du die Welt wissen. Das Gute soll für immer bestehen. Aus der Ferne klingt Deine Gitarre, aber Du kannst die Melodien nicht ewig im Sein halten. Sie sind vergangen, bevor Du sie wahr genommen hast. Und so ist das Wahre und Schöne: Es ist jetzt. Und so ist das Übel: Lediglich Deine Weigerung die Realität zu akzeptieren. Werde endlich wach! Genieße das Gewesene, das Kommende und das Jetzt. Laß die Toten ruhen. Ein Freund wird er immer bleiben. Was er getan hat, zeigt Wirkung.