Sonntag, November 04, 2007

meo fado

Die Leverkusener Jazztage sind ein Hit. Jeden Abend ein unbescheibliches Erlebniss. Ich habe das Vergnügen als Helfer dabei zu sein. Auch wenn es dafür keine Bezahlung gibt, ist die Chance, solche großartigen Musiker aus der Nähe zu sehen, Lohn genug.

Do. 1.November. Für mich ist die Entdeckung des Tages Lars Danielsson und Leszek Mozdzer. Ein gewaltiger Auftakt für das Festival. Kaum zu Toppen, denke ich bis dahin. Was Lars Danielsson auf Bass und Cello anstellt ist einfach unglaublich. Ein Bass mit Bogen gespielt, Arpeggio-artige Klänge so etwas habe ich noch nicht gehört. Das Publikum war mit Recht begeistert. Vorher Antonio Faraò und nachher das Abdullah Ibrahim Trio waren auch richtig gut. Für mein Gefühl zu sehr in Klaviersolos verliebt. Man kennt die Jazztonleitern ja inzwischen doch. Perfekt gespielt, aber es fehlte für mich die Frische.

Fr. 2. November. Gesangsabend. Mario Biondi der neue Superstar aus Italien beeindruckt mit furioser Gesangskraft. Mein Herz hat er mit dem Song Billy Joel "Just the way you are" gewonnen. Mariza als Hauptakt, eine schmächtige Person mit witzigem Pyramidenkleid betritt die Bühne. Die Fangemeide der Portugiesen ist stark vertreten. Ich kannte die Aufnahmen aus ihrem Konzert in Lissabon, fand das etwas zu, nun ja, folkloristisch. Aber diese Frau hat eine Stimme, wow! Selbst nur mit einer Rhythmus-Box als Begleitung umwirkt einen dieser Gesang. Mächtig. Ein Gesang, der Steine verzaubert. Spätestens als sie "meo fado" (mein Schicksal) singt, ist keiner mehr unberührt.

Ein Anruf der Polizei aus Oschersleben holt mich mich an diesem Abend in die Wirklichkeit zurück. Meine Mutter ist im dunkeln auf der Landstrasse unterwegs gewesen und hat einige Unfälle verursacht. Nun ist sie eingewiesen worden. Immerhin ein Fortschritt in eskalierter Lage.

Sa. 3. November. Gitarrenabend. Ich war besonders neugierig auf die jungen deutschen Gitarristen Torsten Goods und Diknu Schneeberger. Die beiden sind großartig. Perfektes und blitzschnelles Spiel auf der Gitarre. Und hier klangen auch die Solos nicht langweilig. Aber es zündete trotzdem nicht ganz. Ich fand die Auftritte sind insgesamt zu kurz geraten. Aber die Jungs sind noch so jung (Diknu gerade 17), man wird sicher noch von ihnen hören. Der Höhepunkt des Abends sollte Marcus Miller werden. Der kam verspätet, weil er wohl 5 Stunden im Stau einer durch Unfall total gesperrten Autobahn festgesessen hatte. Kein vernünftiger Soundcheck. Als er aus der Gardarobe kam, merkte man ihm seine Unzufriedenheit deutlich an. Nicht leicht für einen Perfektionisten. Das Streben nach Perfektion merkte man dann im Auftritt - furious. Poogie Bell am Schlagzeug, Patches Steward an der Trumpete, Keith Anderson am Saxophon, Gregoire Maret an der Mundharmonika (!) - allesamt Ausnahmemusiker. Perfekte Solos, viel erfrischende Improvisation. Gigantisch! Der fehlende Soundcheck war aber spürbar. Die Bässe zum Teil übersteuert, ein Mundharmonika-Saxophon-Duett mußte wegen Rückkopplung abgebrochen werden. Aber selbst das wurde gekonnt überspielt. Mich haben die Stücke von Miles Davis beeindruckt, aber selbst Stevie Wonder und die Beatles ("come together") wirken frisch, wenn diese Musiker sich austoben. Weltklasse!

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