Samstag, Februar 17, 2007

Babel

Das schöne an Köln ist, dass man losgehen kann um in den Trubel zu stürzen und ankommt in einem Programmkino. Der Film "Babel" lief und ich konnte nicht widerstehen. Ein netter Film, gut erzählt, perfekte Bilder und Bildsprache. Die zwei Stunden hat man nicht gemerkt. Andererseits habe ich auch nicht das Gefühl eine besonders komplizierte, bemerkenswerte oder aufregende Geschichte verfolgt zu haben. Ich tue dem brillianten mexikanischen Regiseur Alejandro González Iñárritu vielleicht unrecht, wenn ich die Geschichte als banal bezeichne. Aber ich meine es positiv. Wenn man die Augen öffnet sieht man ähnliche Geschichten überall um sich herum, sie sind alltäglich. Die Stärke des Films besteht darin, genau hier noch Akzente zu finden. Das Paar, dass sich verloren hat - das sind bitter bekannte Tränen. Die Haushälterin, die zuviel verliert, weil sie die schutzbefohlenen Kinder einfach zur Hochzeit ihres Sohnes mitnimmt. Chieko, das japanische taub-stumme Mädchen, dass nicht ins Leben findet (Nein, hier kommt jetzt kein persönlicher Kommentar zu Asiatinnen). Zwei marrokanische Kinder, denen der Vater zum Schutz der Ziegenherde ein Gewehr anvertraut. Ich verstehe den Kritiker nicht, der meinte dies sei ein Drama der Globalisierung. Als ob erst neulich Menschen in der ganzen Welt lebten und über eine Geschichte verbunden sind. Was mir aber auffällt ist, dass es sich um einen der wenigen Filme aus Hollywood (naja, ist das schon Hollywood-Kino?) ist, in denen die arabische Welt nicht als Feind dargestellt wird (obwohl das Feindbild schon benutzt und gebraucht wird) . Die amerikanische Haltung wirkt aber eher peinlich eskalierend. - Wie gesagt banal, höchstens für Amerikaner überraschend.

Als ich um kurz vor Mitternacht das Kino verlasse, trete ich wieder in den Trubel des Karneval. Die Strasse ist gesperrt. Es ist das El Dorado für Flaschenpfandsammler und die Hölle für diejenigen, die heute Nacht noch die Scherben wegfegen müssen. Ich wundere mich über die vielen Sprachen, die hier im "Kwatier Lateng" inzwischen bei den Feiernden gesprochen werden. Auch das ist schön an Köln: Man muss kein Kölsch sprechen.

Dann geht es vorbei an der Herz-Jesu-Kirche und die Typen pinkeln echt gegen die Kirche. Ich bin fassungslos. Da sind sogar Frauen, die hocken und eine Pfütze hinterlassen. Also, wenn es gegen die Kirche als Institution geht, bin ich vielleicht ja noch dabei, vielleicht Scheiß ich auch darauf - aber dieses Gebäude. Wo Menschen mit Leidenschaft und einer Vision im Herzen Stein auf Stein gesetzt haben. Wo nach Kriegen und Zerstörung Menschen mit den Steinen der eigenen Häuser alles wieder neu erbaut haben. Wo angeblich ein Gott lebt. Ihr Katholiken, glaubt ihr wirklich, dass eine Nubbelverbrennung Euch davon wieder reinwaschen kann? Als jemand, der diese Religion hinter sich gelassen hat muss ich sagen: Ihr habt keine Werte oder Ihr lebt sie nicht. Im Gegensatz zu Filmen müßt Ihr aber offenbar nicht mit den Konsequenzen leben.

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